Carfree Times

      Ausgabe 42
5. März 2006     
 
Clay maquette
Hof, Ca d'Oro
Venedig, 2005
Alle Photos ©2005 J.Crawford

Bekanntmachungen

Unterstützung von Carfree.com

Die Serverkosten sind bis Mai 2006 bezahlt, dank zwei anonymen Spenden, die kürzlich eingingen. Bitte gehen Sie zur Unterstützungs-Seite wenn Sie einen Beitrag leisten wollen.

Carfree Design Manual

Ich sitze an den letzten drei Kapiteln, die sich als schwieriger erweisen als erwartet. Wir probieren die Prozesse, die ich vorschlage, in einem Feldversuch aus. Dieser findet höchstwahrscheinlich in Prag statt, in Verbindung mit dem WCN-Treffen in Tabor Ende Mai (siehe unten).

Carfree Cities Verfügbarkeit

Sowohl die Paperback- als auch die gebundene Ausgabe von Carfree Cities sind weithin erhältlich. Details auf der Bestellseite.

Danke

Danke an alle, die Berichte an Carfree Times weitergeleitet haben. Ich höre auf, jeden namentlich zu nennen da ich fürchte, jemanden zu vergessen.

World Carfree Network

New Carbusters Site

Die Internetseite des WCN Carbusters Magazine ist neu gestaltet worden und hat jetzt mehr online-Inhalt.

Seminar und Meeting in Tabor, CZ

Das World Carfree Network veranstaltet eine Trainings- und Projektentwicklungswoche in Tabor, Tschechien, vom 22. bis 26. Mai, einschliesslich einem Projektentwicklungstag am 25. Mai. Das Jahrestreffen des WCN wird am 26. Mai stattfinden. Bitte melden Sie sich so bald als möglich an: Online Formular.

Towards Carfree Cities VI

Die Organisation von TCFC VI wird knapp, da sich bei der Organisation, die die Konferenz veranstaltet, personelle Änderungen ergeben haben. Das WCN hofft nach wie vor, dass die Konferenz in Bogotá, Kolumbien, vom 19.-23. September wird stattfinden können. Mehr dazu in der nächsten Ausgabe. Informationen auf der WCN Konferenz-Seite.

Towards Carfree Cities VII

Die siebte Konferenz wird 2007 in Istanbul stattfinden. Endgültige Daten werden in Kürze veröffentlicht. Informationen auf der WCN Konferenz-Seite.

World Carfree News auf Spanisch

Das monatliche kostenlose E-Bulletin des WCN, World Carfree News, erscheint jetzt, dank der harten Arbeit Freiwilliger, auch auf Spanisch, zusätzlich zu den Ausgaben auf Englisch, Französisch, Deutsch und Tschechisch. Wenn Sie an dem Bulletin interessiert sind gehen Sie einfach zur Bestellseite.

Carfree UK wird gegründet

Eine Gruppe von Verkehrs- und Planungsexperten, Forschern und Aktivisten hat beschlossen, Carfree UK zu gründen. Als Mitglied des WCN wird die Organisation die Idee von größeren und besseren autofreien Gebieten in England fördern. Die Begründer der Gruppe sehen großes Interesse und hohes Erfolgspotential. Weitere Infos und Unterstützungsangebote in diesem RTF Dokument.
 
 

Verstecktes Grün in Venedig

Verstreut über diese Ausgabe erscheinen Fotos "versteckter" Grünanlagen in Venedig. Das "venezianische Grün" erregte mein Interesse während ich am Carfree Design Manual, schrieb und als ich vergangenen Oktober in Venedig war, fotografierte ich alles Grüne das ich fand. Die Fotos in dieser Ausgabe zeigen einen repräsentativen Querschnitt dieses venezianischen Grüns.

Das oberste Foto dieser Ausgabe zeigt den kleinen, abgeschiedenen Innenhof des Ca d'Oro Palast. Das obenstehende Foto stammt aus den Giardini ex Reali, ganz nahebei dem Markusplatz, die dennoch von den meisten Touristen übersehen werden. Dieser kleine Park wird intensiv und regelmäßig gepflegt. Diese zwei Orte sind das A und O des Grüns in dieser Ausgabe. (Der Parco delle Rimembanze im Osten Venedigs ist weit größer als die Giardini, doch keineswegs "verborgen" und daher hier nicht aufgeführt.)

Meiner Vorstellung nach gab es in der Stadt kein Grün. Als ich aber begann, danach zu suchen stellte ich fest, dass Venedig Pflanzen im Überfluss hat. Die meisten werden sorgfältig gepflegt. Sie dienen dazu, harte Kanten von Ziegeln und Stein zu glätten. Für die Lebensqualität einer Stadt sind sie unentbehrlich. Und ich sage dies ohne selbst Neigung oder Erfahrung zur Gärtnerei zu besitzen. Alle Fotos stammen von Venedigs Hauptinsel.

 

Kurznachrichten


Noch ein tschechisches Martyrium

Irgend jemand sagte mir, dass fast alle tschechischen Helden Märtyrer sind. Es gibt einen weiteren. Am 12. Januar 2006 starb Jan Bouchal, 30, Direktor der Prager Radfahrergruppe Ozivení und Koordinator des Auto*Mat Projekts, an den Verletzungen, die er wenige Tage zuvor erlitt als er, als Radler, von einem Auto angefahren wurde.

Bouchal hatte sich für die Reduzierung des Autogebrauchs und für mehr Radfahren, Gehen und öffentlichen Nahverkehr eingesetzt. Er unterstützte die Prager Gruppe von "Critical Mass" und arbeitete mit dem World Carfree Network zusammen wenn es um autofreie Tage ging. Sein Tod ist ein schwerer Verlust für eine Stadt, die sich im Würgegriff ungezügelter Motorisierung befindet. Seiner Familie gilt unser Mitgefühl.

World Carfree News
February 2006


Autofreie Insel in New York

Die Insel Governors Island, vor der Südspitze Manhattans gelegen, war lange unbewohnt seit die Küstenwache vor zehn Jahren abzog. Die 70 Hektar große Insel ist zufällig nur wenig größer als der Referenz-Bezirk und die Verkaufsbedingungen seitens der Bundesregierung an ein Staats- bzw. Stadtkonsortium untersagen ausdrücklich private Autos. Leider untersagen diese Bedingungen ebenso den Ausbau zum Wohngebiet.

Anscheinend soll die Insel zu einem touristischen Ziel ausgebaut werden, obwohl ihre Isoliertheit von den Wohngebieten New Yorks diesen Zweck zweifelhaft erscheinen lässt, insbesondere angesichts dessen, dass der Finanzbezirk, der den Süden Manhattans umfasst, abends und am Wochenende verwaist ist. Dennoch ist es faszinierend, dass die Bundesregierung überhaupt nur daran gedacht hat, die Autofreiheit zum Vertragsgegenstand zu machen. Es wird interessant, was daraus wird. Man redet von einem Milliarden Dollar-Projekt, es wird autofrei sein und es ist annähernd so groß wie der Referenz-Bezirk.

"New York eyes island for urban oasis"
CNN
23. Februar 2006


Autos sind schlecht für Sie

Transportation Alternatives (TA) in New York veröffentlichte eine Studie, die zeigte, dass Menschen, die an stark befahrenen Straßen leben, seltener ausgehen und weniger Freunde haben als solche, die in ruhigeren Straßen leben. Neu ist das nicht wirklich - Donald Appleyard kam in einer sorgfältigen Studie, die 1981 als Liveable Streets veröffentlicht wurde zu den selben Schlüssen. Die Studie von TA heisst: "Straßen zum Wohnen: Eine neue Vision für New York." Sie zielt auf New Yorks autogerechtes Straßennetz und fordert Stadtplaner heraus, neu zu überdenken wie Menschen die Stadt nutzen und zu welchem Zweck.

TA befragte 450 Anwohner in verschiedenen New Yorker Wohngebieten um den Verlust an Lebensqualität beziffern zu können, der mit dem Autoverkehr einhergeht. TA fand, dass Autohupen und -abgase dem Aufenthalt auf der Straße und der Kommunikation entgegenstehen. Die Zahl der Fußgänger in Manhattan übertrifft die der autofahrenden Pendler um über das Siebenfache, dennoch sind die Straßen weithin den Motorfahrzeugen vorbehalten. (In mid-town Manhattan, dürften diese Zahlen noch höher liegen.)

"Andere Großstädte haben bereits die Fußgänger- bzw. Radfahrerfreundlichkeit ihrer Straßen untersucht", sagte Paul Steely White, Executive Director von TA. "Hier in New York messen wir immer noch in Schlaglöchern, die wir stopfen konnten, oder das Maß 'autogerechter Dienste'". Die Studie ergab auch, dass Straßen als Kanäle für Autoverkehr die New Yorker Wirtschaft beeinträchtigen und die Lebensqualität mindern.

Die vorläufigen Ergebnisse, wie der Verkehr soziale Bindungen oder das Spielen von Kindern beeinträchtigt, wurden am 15. Februar 2006 bei der Municipal Arts Society als Teil einer 2-monatigen Ausstellung über New Yorks "Liebschaft mit dem Auto" präsentiert. (Tatsächlich weiß jeder in New York, dass die meisten Autos in Manhattan aus New Jersey kommen.) Die Ausstellung dauert noch bis zum 31. März und ist der Paukenschlag zur Eröffnung der Kampagne "New York City Renaissance" wie der Artikel der Village Voice es ausdrückte. Eine Koalition von Gemeindegruppen, Beamten und Geschäftsleuten drängen darauf, den Autoverkehr einzuschränken und mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger zu schaffen.

Die Voice schrieb, dass "die Menge bei der Eröffnungsfeier eine Woche zuvor das Zeug zur Entstehung einer facettenreichen Bewegung zur Rückeroberung der Straßen" hätte. Man spricht schon von einem autofreien Central Park und einer Maut, obwohl Bürgermeister Bloomberg behauptet, dies ginge in New York nicht (Warum nicht? - Sind nicht all diese Autofahrer aus Jersey?)

Die Voice schrieb: "Egal wie es gemacht wird, den Verkehr in New York einzuschränken wird eine wahre Revolution beim öffentlichen Nahverkehr erfordern, und das kann man sich in einer Stadt, in der kein Zug pünktlich fährt und deren langersehnte Second Avenue-U-Bahn nicht aus der Planungsphase herauskommt, schwer vorstellen."

Der Text der Voice enthält die Bemerkung "Aufgegeben im Stadtstaat", was immer das bedeuten soll.

"Is City Traffic Killing Your Love Life?"
Village Voice
14. Februar 2006


Geld für Amsterdams Radfahrer

Über die nächsten 5 Jahre wird Amsterdam €100 Mio. ausgeben um Radfahrern zu helfen und einen chaotischen Anstieg des Motorverkehrs abzuwenden. Der "Meerjarenbeleidsplan Fiets 2006-2010" erforderte die Ausgaben. Das Ziel ist eine Rate von 37% innerstädtischem Radverkehr. Der Plan zeigt eine erheblich gestiegene Wahrnehmung der Bedeutung des Radverkehrs und weiter reichende Verpflichtungen als früher. Selbst ohne massive finanzielle Aufwendungen hat sich das Bild in den letzten 20 Jahren gebessert, in denen die Zahl schwerer Verletzungen bei Radfahrern um 35% zurückging während der Radverkehr um 20% zunahm.

Der Löwenanteil des Geldes wird dazu verwendet werden, das äußere Radwegenetz zu verbessern, das verglichen mit der Innenstadt noch dünn ist. (Im Zentrum war mir das Radfahren immer zu gefährlich aber ich bin oft aus der Stadt heraus geradelt und habe mich an den hervorragenden Radwegen erfreut.) Die Wartezeit für Radler an Ampeln soll auf maximal 30 Sekunden begrenzt werden.

Der Fahraddiebstahl wuchert in Amsterdam (geradezu legendär, möchte man sagen). Etwa 74.000 Räder werden jährlich gestohlen. Die Lage hat sich nach Polizeiaktionen gegen den Radklau in den letzten Jahren etwas gebessert. Meistens werden Räder gar nicht als gestohlen gemeldet; dies wird aber dennoch sehr empfohlen, damit die Polizei Problembereiche identifizieren kann. Man plant mehr bewachte Rad-Parkplätze. Ein zweites, mehrstöckiges Fahrrad-Parkhaus ist am Hauptbahnhof geplant.

"100 Miljoen euro voor Amsterdamse fietsers"
Verkeerskunde
17. Februar 2006


Tausend pro Tag

Durchschnittlich 1.000 Wagen pro Tag erschienen 2004 auf den Straßen Pekings. Die Zahl der Autos wuchs 2005 um durchschnittlich 20%. Die Antwort der Stadt: Mehr Straßen. Es wird Zeit, dass Peking sich besinnt.

Picked up by World Carfree News from
China Daily and ShanghaiDaily.com
Februar 2006


Autowerbung verbieten?

In einem Leitartikel im San Francisco Chronicle, bemerkte Bob Ecker:
Der unmäßige Durst unserer Gesellschaft nach Öl, mit dem wir die Tanks unserer autoverliebten Kultur füllen, könnte die Welt zu Grunde richten, und - glauben Sie es, Mr. und Mrs. America, auch Sie und ich werden zugrunde gehen. Unsere Liebesbeziehung zum Auto muss enden, je früher desto besser. Die Hybris der Maßlosigkeit (siehe Hummer) hat unsere Gesellschaft in die Patsche gebracht, und es ist Zeit, diesem Problem mit neuen Ansätzen zu begegnen.

Lasst uns die Nachfrageseite drosseln - um es anders zu sagen, wie bei einer Diät müssen wir irgendwie unseren Appetit zügeln. Autos sind wunderbare Maschinen, das gebe ich gerne zu, und kraftvolle Werkzeuge, die uns helfen, unser modernes Leben zu führen. Doch diese Obsession ist außer Kontrolle geraten und bedroht die Luft, die wir atmen, die Erde unter unseren Füßen, unsere überquellenden Deponien und sogar die politische Landschaft. Wenn jeder Amerikaner weniger fahren würde, sein Auto länger behalten oder über das Auto als Glücksbringer nachdenken würde , dann vielleicht könnten wir die Katastrophe noch abwenden.

Ich empfehle ein erfolgreiches Modell aus unserer Vergangenheit, das ein ernstes soziales Problem effektiv beheben half. Dieser drastische Wandel hatte letztlich, trotz des Gemaules von Riesenkonzernen, einen positiven sozialen Wandel zur Folge. Ich spreche von der Tabakindustrie und ihrer Werbung in Fernsehen und Radio. Bis 1970 wurden US-Konsumenten durch alle möglichen Massenmedien, einschliesslich des populärsten, des Fernsehens, mit aller Art Werbung bombardiert. Die Bevölkerung wusste, dass sich etwas ändern musste und bedrängte die Regierung.
. . .

Ich möchte eine ähnliche Ächtung von aller Art Autowerbung in Fernsehen und Radio in den USA vorschlagen. Ich fordere den Kongress auf, sich für die Entwöhnung der Amerikaner einzusetzen, insbesondere der jungen Generation, weg von der Fixierung, die Autos verherrlicht. Die Werbung abzuschaffen wird die Lust auf Autos, und die vorgebliche Notwendigkeit, sich alle paar Jahre ein neues zu kaufen, dämpfen.
. . .

Das ist schwer, doch dieser Wandel liegt sehr wohl in unserer Macht, ebenso wie es tapfere Politiker und Verbraucherschützer in den späten Sechzigern letztlich schafften, Gesetze durchzusetzen, die die Tabakreklame in Sendungen untersagten. Mein Vorschlag mag nur ein kleiner Schritt sein, doch es ist wirklich an der Zeit, in großen Dimensionen zu denken, die Hoheit über die Luft wieder zu erlangen und gute Alternativen zu finden. Es geht um das Wohl künftiger Generationen.

Ironischerweise ist Ecker Präsident der Bay Area Travel Writers.

"Coming to Terms With Our Obsessions: Time to ban car commercials?"
San Francisco Chronicle
6. Februar 2006


Fortschritt zur Abstimmung in Tucson

Jack Foster berichtet aus Tucson, Arizona, das ein 20-Jahresplan im Mai zur Abstimmung steht und daß die Chancen seiner Annahme gut stehen. Er schreibt, dass der öffentliche Verkehr derzeit dürftig sei. Einige Highlights des Plans:
  • Die erste neue Buslinie geht im August in Dienst
  • Die meisten Buslinien werden bis nach 23 Uhr bedient, die großen bis nach Mitternacht.
  • Alle Buslinien verkürzen während der Hauptverkehrszeit die Wartezeit an den Haltestellen um die Hälfte
  • Die meisten Buslinien verkehren verstärkt am Wochenende
  • Viele Linien werden einen erweiterten Service-Bereich haben
  • Im Südosten gibt es erstmals zwei völlig neue Buslinien
  • Auf allen Express-Strecken werden Schnellbusse fahren.
  • Eine neue Tramstrecke wird gebaut, als erste eines neuen elektrischen Schienenwegs.
  • Ringbahnsysteme in Marana, Oro Valley, und Green Valley/Sahuarita.
  • Sechs neue Park-and-Ride Einrichtungen
  • Erweiterter Servicebereich und Zeiten für Bedarfslinien.
  • $10 Mio. für neue Gehwege
  • 550 Meilen neue Fahrradwege
Weiter schreibt er:
Dies ist, kurz gesagt, ein großartiger Plan, der unser Gemeinwesen erheblich verändern wird, und diesmal sind Leute wie ich selbst und Carolyn Campbell ausnahmsweise auf der selben Seite wie Leute von der SAHBA (Southern Arizona Builders Association) und Jim Click (ein Großer im Autogeschäft). Die Pima County Democratic Party hat den Plan gebilligt, ebenso die Alliance of Retired Americans, der Blenman Elm Neighborhood Association Board und das Sonoran Institute. Der Umfang und die Vielfältigkeit der Unterstützung spiegelt den Umfang und die Vielfältigkeit unseres Gemeinwesens.
Es ist ermutigend, die Amerikaner endlich aus ihrem automobilen Alptraum erwachen zu sehen.

Special to Carfree Times


Bogotá begeht einen wirklichen autofreien Tag

Über eine Million Privatautos mussten an Bogotas autofreiem Tag den Straßen fernbleiben. Im Gegensatz zu europäischen Städten, die üblicherweise an autofreien Tagen nur Feigenblattaktionen abziehen, war die kolumbianische Hauptstadt einen Tag lang wirklich fast autofrei. In Zukunft könnten Autos in der Altstadt ganz untersagt werden.

Alternative Beförderungsmittel werden gefördert. Die Autos stehen für 70% der verschmutzten Luft in der Stadt und entschiedene Schritte werden unternommen um die Luftverschmutzung durch Busse zu mindern. Die Stadt verfügt bereits über ein großes Radwegenetz, das ein Jahrzehnt zuvor eingerichtet wurde. Das Transmilenio BRT System ist seit 2001 in Betrieb.

Es wird Zeit, dass Europa und Amerika den Anschluss an Kolumbien finden.

"Residents leave cars at home"
The Daily Journal
Undatiert, vermutlich 2005


Grönland rutscht weg

Die grönländischen Gletscher rutschen weit schneller ins Meer entgegen als bislang angenommen. Man dachte, dass der gesamte Eisschelf Grönllands in tausend Jahren abschmelzen könne. Neuen Anzeichen zufolge könnte dies weit schneller passieren. Die Menge Eis, die von Grönland aus in den Atlantik fiel, hat sich in fünf Jahren verdoppelt. Der Meeresspiegel weltweit würde um sieben Meter steigen wenn das grönländische Eis komplett abschmölze.

Grönlands Anteil am steigenden Meeresspiegel ist inzwischen zwei oder dreimal höher als noch 1996. Der Grund für stärkere Gletscherbewegungen in Südostgrönland scheinen höhere Lufttemperaturen zu sein. In den vergangenen 20 Jahren sind die Lufttemperaturen in Südosten Grönlands um drei Grad gestiegen. Es wird befürchtet dass die Verbreitung wärmerer Luft nach Norden seit 2000 auch dort die Gletscherbewegungen beschleunigt haben könnte.

Der direkte Mechanismus scheint die Anfeuchtung der Berührungszone Eis/Fels durch Schmelzwasser zu sein. Die Studie wurde in dem prestigeträchtigen und üblicherweise vertrauenswürdigen Journal Science veröffentlicht.

"Greenland ice swells ocean rise"
BBC
16. Februar 2006


Absterben des Planktons prophezeit

Die globale Erwärmung könnte das Plankton, Grundlage allen marinen Lebens, zerstören. Ein wärmereres Meer kommt dem Aufstrom von Nährstoffen aus der Tiefsee in die Quere, was das Plankton verhungern lässt. Die Folgen sind katastrophal. Wärmeres Oberflächenwasser erhöht die Schichtung und verringert die Durchmischung.

Im Plankton liegt einer der Hauptmechanismen zur Absorption des CO2 aus der Atmosphäre, daher würde das Absterben des Planktons die globale Erwärmung weiter beschleunigen, ganz zu schweigen von den Auswirkungen auf das Leben im Meer.

Wissenschaftler sind bislang davon ausgegangen, dass das Phytoplankton, das in Tiefen von etwas hundert Metern lebt, stabil und nicht von der globalen Erwärmung betroffen sei. "Diese Modellvorhersage war ziemlich unerwartet", sagte einer der Wissenschaftler.


Verfrühter Jubel um Brennstoffzellen

In INS Net erschien kürzlich ein Artikel über die großen Erfolge der jüngsten Brennstoffzellen mit denen Wohnungen elektrisch versorgt werden. Die Brennstoffzellen erreichen angeblich einen Wirkungsgrad von 81.2%. Es gibt nur ein paar Probleme:
  • Nur 32.7% der Energieleistung ist Elekrizität (deutlich weniger als die 40%, die seit Jahrzehnten von Dampfmaschinen erreicht werden.)
  • 48.5% des Ausstoßes sind Abwärme (die den größten Teil des Jahres nutzlos ist.)
  • Konventionelle Diesel Kraft-Wärme-Kopplung mit einem Wirkungsgrad von 92% ist seit Jahrzehnten auf dem Markt.
  • Die Brennstoffzelle ist zweifellos zu groß und schwer für die Verwendung in Autos (was bedeutet, dass kleinere, leichtere Brennstoffzellen in Autos sogar noch teurer und uneffizienter sein werden.)
Fazit: Diese komplizierte und teure Technologie leistet in jeder Hinsicht weniger als alles, was seit Jahren in Gebrauch ist.

"Home Fuel Cell Achieves 81.2% Total Energy Efficiency"
From Japan for Sustainability
INS Net
15. Februar 2006


Medien-Hype um Bio-Treibstoffe?

Die Konversion von Nutzpflanzen wie Mais, Soja oder Sonnenblumen zu Öl oder Sprit scheint ebenso viel Energie zu verschlingen wie nachher in Form von Sprit oder Bio-Diesel herauskommt, so eine neue Studie. (Diese Sorge wurde bereits vor mindestens zehn Jahren in Scientific American zum Ausdruck gebracht.)

"Es gibt schlicht keinen Energie-Gewinn bei der Umwandlung von pflanzlicher Biomasse zu flüssigem Treibstoff", sagt David Pimentel, einer der Autoren der Studie. "Diese Strategie ist nicht nachhaltig". Eine detaillierte Analyse zur eingesetzten Energie bei der Produktion von Ethanol aus Mais, Präriegras und Holz ebenso wie zur Herstellung von Bio-Diesel aus Soja und Sonnenblumen wurde in Natural Resources Research veröffentlicht.

Bei der Ethanolherstellung stellte die Studie fest:

  • Mais erfordert 29% mehr Energieeinsatz als an Treibstoff hinterher herauskommt.
  • Präriegras erfordert 45% mehr Energieeinsatz als an Treibstoff hinterher herauskommt.
  • Holz erfordert 57% mehr Energieeinsatz als an Treibstoff hinterher herauskommt.
Zur Bio-Diesel-Herstellung ergab die Studie:
  • Sojapflanzen erfordern 27% mehr Energieeinsatz als an Treibstoff hinterher herauskommt.
  • Sonnenblumen erfordern 118% mehr Energieeinsatz als an Treibstoff hinterher herauskommt.
(Über die Jahre haben andere Studien andere Ergebnisse zu Tage gebracht, einschliesslich Studien, die geringe Nettogewinne verzeichneten.)

Die Wissenschaftler bezogen Faktoren in ihre Berechnungen ein wie die Energie, die zur Aufzucht der Pflanzen (einschliesslich Unkrautbekämpfungsmitteln und Dünger, Sprit für landwirtschaftliche Maschinen, Bewässerung, Mühlen und Transport) ebenso anfällt wie für die Fermentierung bzw. Destillation des Ethanols.

Zusätzliche Kosten, wie staatliche Subventionen, die den Konsumenten auferlegt werden, oder die Kosten, die durch Umweltverschmutzung oder -entwertung entstehen, wurden in die Analyse nicht mit aufgenommen. Pimentel sagte: "Die USA benötigen in der nächsten Zeit dringend einen Ersatz für das Öl, doch die Produktion von Bio-Diesel oder Ethanol aus Biomasse ist der falsche Weg weil man mehr Energie einsetzen muss, um diese Treibstoffe herzustellen als man aus ihrer Verbrennung gewinnt."

Pimentel befürwortet die Verbrennung von Biomasse zur Heizung von Häusern und dergleichen, hält aber die die Produktion von Treibstoff aus Biomasse für einen Fehler. "Die Regierung gibt 3 Milliarden Dollar im Jahr an Subventionen für die Ethanolproduktion aus. Wenn diese keinen Gewinn oder auch nur Ausgleich erbringen ist dies weder ein wirtschaftlicher noch nachhaltiger Treibstoff. Ausserdem trägt seine Produktion zu Luft- , Wass- und Bodenverschmutzung und zur globalen Erwärmung bei."

Nach Pimentels Ansicht sollten die USA sich auf die Stromerzeugung aus Photovoltaik, Windenergie und Biomasse konzentrieren. Er ist als Befürworter der "Treibstoffherstellung aus Wasserstoff" bekannt. Mir ist nicht klar, was dies zur Folge haben wird oder welche Vorgänge dazu verwendet werden. Die übliche Methode zur Wasserstoffproduktion ist die Hydrolyse von Wasser, die weit mehr Energie verschlingt als der produzierte Wasserstoff beinhaltet.

Brasilien blickt auf eine recht lange Geschichte der Ethanol-Produktion aus Bagasse zurück, den Überbleibseln aus dem Häckseln von Rohrzucker. Hier und da mag die Produktion von Ethanol aus landwirtschaftlichen Abfällen Sinn machen, doch dies ist kein Allheilmittel und macht meistens die Dinge nur schlimmer.


GM Oil

Der Biologe J. Craig Venter schlägt vor, eine Designermikrobe mit genetischem Material aus dem Meer herzustellen. Diese Mikrobe würde, wenn es klappt, Pflanzen wie Präriegras und Maisstängel mehr oder weniger direkt zu Ethanol umwandeln. Andere Designermikroben könnten Wasserstoff produzieren.

Venter stellte Aristides Patrinos ein, den ehemaligen Leiter des biologischen und Klimaforschungsprogramms der US-Energieabteilung. Patrinos steht hinter einigen der neuen Vorschläge von Bush, ist aber ist auch der Mann, der das menschliche Genomprojekt führte, das mit Venter darum konkurrierte, die menschliche DNA zu entziffern.

Das Problem mit den gegenwärtigen Äthanolproduktionsmethoden ist, daß sie mehrstufig (und meist besonders komplizierte) Techniken sind, was die Kosten hochtreibt. Patrinos meint, daß die Kosten durch eine Art Mikrobensuppe verringert werden können, mit der in einem Schritt alle biologischen Funktionen durchzuführt werden können, die benötigt werden, um pflanzliches Material in Ethanol umzuwandeln (Er scheint sogar zu hoffen, eine in-situ Destillation durchführen zu können, was mir ziemlich unwahrscheinlich erscheint, da Alkohol bei Kraftstoffkonzentrationen ein leistungsfähiges Sterilisationsmittel ist.)

Zumindest sind sich Venter und Patrinos über das Problem im Klaren, daß Bio-Kraftstoffe mit der Nahrungsmittelherstellung um Anbauflächen konkurrieren dürften. Leider konzentriert sich der Artikel in der Washington Post, aus der dieser Ausschnitt stammt, mehr auf die wirtschaftliche als auf die technische Seite der Technologie. Keine Erwähnung findet die Frage des Nettoertrags, die in obenstehendem Artikel besprochen wird.

"J. Craig Venter's Next Little Thing:
The man who mapped the human genome has a new focus:
using microbes to create alternative fuels"
Washington Post
27. Februar 2006


Peak-Oil in Mexiko?

Die mexikanische PEMEX hat bekannt gegeben, dass das Mega-Ölfeld Cantarell seinen Förder-Zenit überschritten hat. In einer Pressemitteilung am 8. Dezember 2005 bestätigte das Unternehmen, dass Cantarell die Förderspitze überschritten hat und dass von nun an die Produktion beständig zurückgehen wird. Der Rückgang ist überraschend deutlich - bis 2008 auf 70% des Niveaus von 2005. Dieses drittgrößte Ölfeld der Welt förderte 2005 etwas mehr als 2 Millionen Barrel/Tag, und stellt daher einen erheblichen Verlust dar. Um nur die vorhergesagten Förderquoten zu erreichen werden erhebliche Investitionen nötig sein.

"Mexico’s Pemex Press Release"
In Vital Trivia
2006


Ölfreies Schweden

Schweden will seine Abhängigkeit vom Öl binnen 15 Jahren beenden und dies ohne weitere Atomkraftwerke zu bauen. Der Plan wurde von einer Arbeitsgruppe aus Industriellen, Akademikern, Autoherstellern und Landwirten erstellt. Das Land, in den Siebzigern hart von dem Ölpreisschock getroffen, fürchtet die negativen wirtschaftlichen Folgen steigender Ölpreise als Folge des Förderrückgangs. Offenkundig sieht der Plan extensiven Gebrauch von Schwedens umfangreichen Wäldern zum Ersatz des Öls vor. Auch spielen Wind- und Wasserkraft in dem Plan, der demnächst dem Parlament vorgelegt werden soll, eine Rolle.

"Sweden aims for oil-free economy"
BBC
8. Februar 2006


Amerikaner könnten höhere Benzinsteuern unterstützen

Viele Amerikaner, ansonsten Gegner höherer Bundessteuern auf Sprit, wären mit höheren Spritsteuern einverstanden wenn das Geld zur Bekämpfung der globalen Erwärmung oder zur Verringerung des gewaltigen Öldurstes der USA eingesetzt würde, so eine Umfrage von New York Times und CBS. Die Führer beider großen Parteien wollen davon nichts wissen.

Etwa 55% der Befragten würden eine Steuererhöhung begrüßen wenn diese die Abhängigkeit von ausländischem Öl veringern würde; die Zahl steigt auf 59% wenn Treibstoffverbrauch und globale Erwärmung dadurch reduziert würden. Die Menschen würden die Steuer nicht unterstützen wenn sie nicht zur Unterstützung bestimmter Vorhaben verwendet würde. Steigende Steuern würden arbeitende Geringverdiener am härtesten treffen und einige haben daher vorgeschlagen, die Einkommenssteuer dieser Einkommensgruppen zu senken um die höhere Spritsteuer auszugleichen.

Bücher


 

cover
Walk for Your Life!
Restoring Neighborhood Walkways to Enhance Community Life, Improve Street Safety and Reduce Obesity

Marie Demers, PhD

Vital Health Publishing, 2006

243 pages
Softcover
US$ 16.95
ISBN 1-890612-49-9

This book was received right at press time, and I have not had time to do more the rifle through it. If the (endless) sub-title interests you, you are likely to profit from this book. It seems clear and accessible, and it carries extensive notes, bibliography, and an index.


Brandneue Links

Untenstehende Links öffnen ein neues Browserfenster:

Jenseits des Ölgipfels von Byron King, übersetzt auf www.finanznachrichten.de

Freesources from World Carfree Network

"Underground Automated Highway Systems for High-Density Cities: A 2030-2060 Scenario"

"Car-Free Development" [PDF!] by Lloyd Wright, published by GTZ.
Sehr zu empfehlen!
Note from GTZ: "This document has been developed under GTZ's Sustainable Urban Transport Project and it part of the Sustainable Urban Transport Sourcebook for Policymakers in Developing Cities. This and all other - at present - 22 modules of the Sourcebook are available from the GTZ SUTP project website at www.sutp.org after a quick registration process."

"The Benefits of High Density Development" [PDF!] (Brookings Institution)

"Parking Management Best Practices"[PDF!] Promotional Flyer


Über Carfree Times

Nächste Ausgabe

Die nächste Ausgabe von Carfree Times ist für Juni 2006 geplant.

Carfree Times abonnieren

Carfree Times erscheint vierteljährlich bei Carfree.com. Wenn Sie über neue Ausgaben benachrichtigt werden wollen bsuchen Sie bitte die Subskriptionsseite oder schreiben Sie eine Email, die das Wort "Subscribe" im Betreff enthält. Wie geben keine Mailadressen weiter.

Write for Carfree Times

Interested in writing for Carfree Times? We welcome articles on a wide variety of subjects, and offer an opportunity to publish letters to the editor and guest editorials. Drop us an e-mail.

Kontakt Information

EditorJ.H. Crawford
Übersetzer      Ulrich Nehls
E-mailSend e-mail
URL originalhttp://www.carfree.com/
URL cft hosthttp://www.autofrei.de/


Zurück zu Carfree.com
Carfree Times Home (en)
Carfree Times Home (de)
Weiter zu Carfree Times Ausgabe 43 (de)
Zurück zu Carfree Times Ausgabe 41 (de)
Über das Buch: Carfree Cities

E-mail
carfree.com
Copyright ©2006 J. Crawford